Geschichte der Orthopädie

Orthopädie = Wissenschaft vom der Erkennung und Behandlung angeborener oder erworbener Fehler der Haltungs- und Bewegungsorgane

Geschichtliches

Orthopädische Erkrankungen traten schon im Altertum auf, bereits bei Hippocrates (corpus hippocraticum) wird die Diagnostik und Therapie des Klumpfusses, der Skoliose und der kongenitalen Hüftluxation behandelt; dieses Wissen stammt gleichwohl von Asien und Ägypten aus noch früherer Zeit.

Celsus (25v.50n.Chr.) führte bereits die Osteoklasie bei in schlechter Stellung verheilten Frakturen durch. Paulus von Aegina im 7. Jahrhundert die Osteotomie bei verzögerter Heilung langer Röhrenknochen, Guy de Chauliac (1300–1368) kannte bereits die noch heute angewendete Dauerextension für Reposition und Retention der Femurfraktur.

Im Mittelalter dann aufbauend auf der Anatomie von Versalius (1543), der Erfindung des Mikroskopes im 16.Jahrhundert Erweiterung des orthopädischen Wissens. In gleicher Zeit auch Erweiterung des Wissens um die Knochenlehre (Osteologie von Clopton Havers 1691)und die Muskellehre von Nicolaus Steno 1664.

Zunehmend dann auch Verwendung von äusseren Stützen und Apparaten: Verwendung der nach Ihm benannten Schlinge durch Glisson (F.Glisson 1597–1590), sowie auch bereits von Stützkorsetten für verkrümmte Wirbelsäulen durch Ambroise Pare. Berühmt auch die «eiserne Hand des Götz von Berlichingen 1504», die allerdings heute eher später datiert wird.

Anfänge orthopädischer Operationen dann im 17.–19.Jahrhundert: um 1650–68 in Holland erste Schiefhalsoperationen (Minnius, Floriasnus und Roon-Huupe), später subcutane Knochenbohrung (Dieffenbach 1846) und Osteotomie (Barton 1827, Meyer Würzburg 185156), nebst Gelenkplastik Barton 1826. 1881 erste Kniearthrodese durch Albert.

1741 erstmals Bildung des Namens Orthopédie aus orthós = gerade und paidion das Kind.

 J.-A.Venel gründete dann 1780 in Orbe das erste Spital, das sich ausschliesslich mit der Behandlung von orthopädischen Leiden befasste, hauptsächlich des Klumpfusses. Gleichzeitig auch durch ihn Erkennung, dass viele Patienten mit angeborenen Fehlstellungen des Bewegungsapparates eigentlich eine normale Intelligenz aufwiesen, welche jedoch bis anhin gar nie gepflegt und trainiert werden konnte, da die betroffenen Individuen praktisch keine Betreuung erfuhren. Damit Inbezugnahme auch der Schulbildung in die ärztliche Betreuung betroffener Patienten Bildung von eigentlichen orthopädische Werkstätten. (Delpech 1777–1832 in Montpellier, J.G.Heine (1770–1838)in Würzburg 1816, Little in London 1838).

Weiterentwicklung der orthopädischen Chirurgie dann parallel mit den modernen Anästhesieverfahren, welche erst im letzten Jahrhundert dann auch die Osteosynthese von Frakturen, sowie etwa ab Mitte des letzten Jahrhunderts auch zunehmend Versuche  zerstörte Gelenke durch künstliche zu ersetzen möglich machte.

Heute ist vor allem die Endoprothetik von Hüfte und Knie ein Routineverfahren geworden, welches in der Hand des erfahrenen Operateurs den Patienten eine durchschnittliche Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren ermöglicht. Zunehmend heute auch Ersatz weiterer Gelenke durch künstliche, so des Schultergelenks, des Ellbogengelenks, des Handgelenks und von Fingergelenken, an der unteren Extremität des oberen Sprunggelenks sowie auch des Grosszehengrundgelenks.

Wobei vor allem das künstliche Schultergelenk bereits ähnlich gute Resultate aufweisen lässt wie Hüft- und Kniegelenk, die restlichen Gelenke jedoch im allgemeinen noch nicht so etabliert sind wie das künstliche Hüft- und Kniegelenk.

Zu erwähnen ist unbedingt auch die moderne Wirbelsäulenchirurgie, mit teilweise aufrichtenden Skolioseoperationen, teilweise auch Gelenkersatz (künstliche Bandscheiben), sowie auch versteifenden Operationen auch über mehrere Segmente mit guten Resultaten, dank fortgeschrittenen Implantaten und Operationstechniken.

Nicht unerwähnt bleiben darf dabei die «Schlüsselloch-Chirurgie», also das arthroskopische Operieren, vor allem von Knie- und Schultergelenken, teilweise auch von oberem Sprunggelenk,  Ellbogengelenk und Handgelenk sowie auch dem Einsatz in der Wirbelsäulenchirurgie.

Beim Kniegelenk ist auch das arthroskopische Operieren nicht nur des gerissenen oder degenerativ zerstörten Meniskus zum Standard geworden, sondern auch die arthroskopisch assistierte Ersatzplastik, vorallem des vorderen Kreuzbandes, wie auch arthroskopisch unterstützte weitere Eingriffe. Durch das schonendere Verfahren ist vor allem das früher fast sichere spätere Auftreten einer schweren Gonarthrose  deutlich seltener geworden, da nicht mehr der gesamte Meniskus entfernt wird und dadurch auch seine Schutz- und Pufferwirkung für das Gelenk, sondern nur noch der zerstörte Anteil des Meniskus, so dass der verbliebene Rest noch eine gewisse Funktion übernehmen kann. Gleichzeitig kann dies jedoch auch wieder Anlass geben zu einer erneuten Meniskusverletzung oder noch vorhandenen Restbeschwerden, da der verbliebene Anteil oft nicht vollständig ohne beginnenden degenerativen Schaden ist; auf jeden Fall ist dies jedoch vorzuziehen da durch die arthroskopische Technik der Spätschaden des Gelenks sicher weniger stark sein wird als früher.

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